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Urlaub zu Hause – Experiment und Plädoyer 

Diesen Urlaub haben wir zum 1. Mal zu Hause verbracht. Für uns war es etwas ganz Neues und ein kleines Experiment, das sich sehr gelohnt hat. Das möchte ich gerne mit euch teilen.

Alles kam so: Normalerweise wollten wir mit unserem Campingbus losfahren. Das Ziel war offen, wir wollten schauen wo das Wetter gut ist. Eine Woche vor Abfahrt war ich jedoch ziemlich urlaubsreif und der Gedanke an die Reisevorbereitungen, an zwei Tage Autofahrt (die Tendenz ging nach Südfrankreich) und drei Wochen auf so engem Raum, stressten mich so, dass mir die Lust am Urlaub fast verging. Um die Enge etwas zu entzerren, wünschte ich mir 5-7 Tage auf einem Bauernhof, mit mehr Platz für Rückzug und anderen Kindern und Tieren, um den Kindern eine Freude zu machen. Noch schnell eine Unterkunft auf einem Bauernhof zu finden, stellte sich so kurzfristig als große Herausforderung heraus. Wild suchten mein Mann und ich in Italien, Schweden, Frankreich, Kroatien, Süddeutschland und waren davon völlig erschöpft. Irgendwann fragen wir uns, warum wir uns dieses Jahr so schwer damit taten, uns für ein Ziel zu entscheiden und warum wir die Entscheidung so lange vor uns her geschoben hatten, dass wir am Ende so in Stress gerieten. Das war doch sonst nicht unsere Art. Ich warf die Frage auf: „Wollen wir vielleicht gar nicht wirklich wegfahren?“ Das musste erst einmal sacken. Nach und nach erzählten wir uns, dass wir uns beide nach einem Urlaub sehnten, der entspannt sei, in dem wir nicht so viel Fahren müssten, in dem die Kinder Platz zum Spielen hätten, wir flexibel wären, den Kindern Abwechslung bieten könnten, nicht so viel packen müssten, auch Zeit zu zweit am Abend hätten und einigermaßen wetterunabhängig seien (zu 4. im Bus kann einem bei Regentagen schon mal die Decke auf den Kopf fallen). „Und wenn wir einfach zu Hause bleiben?“ Plötzlich stand die Frage im Raum und schwebte dort, bis sie langsam in unsere Köpfe zu sickern begann. Bei mir kam zunächst Widerstand auf: „Das haben wir noch nie gemacht, wir wollen doch etwas erleben und von der Welt sehen, hier erledigen wir dann doch ständig irgendetwas und erholen uns nicht“, usw. Als die Gegenargumente auf dem Tisch lagen, konnten wir konstruktiv mit ihnen umgehen und überlegen, wie Urlaub zu Hause denn aussehen könnte. Und plötzlich fühlte es sich bei uns beiden sehr stimmig an. Wir legten einige Regeln fest: z.B.

  • z.B. dass wir im Garten und Haus nur das Nötigste erledigen und keine neuen Arbeiten starten,
  • dass niemand arbeitet oder in die Kita geht
  • und auch Hobbies pausieren, denn schließlich gehe ich auch nicht zum Yoga, wenn wir unterwegs sind,
  • dass wir Ausflüge in die Umgebung machen wollen
  • und uns wirklich Zeit für die Kinder und für uns nehmen.

So waren wir bereit, das Experiment zu starten und als die Entscheidung gefallen war, fühlten wir uns erleichtert. Wichtig war uns aber, dass auch die Kinder damit einverstanden waren. Der Kleine macht ohnehin noch alles mit, aber der Große fragte zunächst sehr klug, wie das denn gehen würde, Urlaub zu Hause. Nach unserer Erklärung fand er die Idee gut und eine Woche später startete unser 1. Urlaub zu Haus bzw. in der näheren Umgebung. Unser großer Sohn hatte sehr viele Ideen für Unternehmungen und es war toll zu sehen, wie sehr er sich freute, dass wir seine Vorschläge ernst nahmen (das wirkt ermutigend) einmal so zeitnah umsetzen konnten, ihn nicht vertrösteten mit den Worten „das machen wir irgendwann mal, wenn wir Zeit haben“, wie es im Alltag leider öfter vorkommt. Wir lösten auch einige der Versprechen an ihn ein, die schon länger immer wieder verschoben wurden. Das machte nicht nur unsere Kinder glücklich, sondern löste auch in uns Eltern ein gutes Gefühl aus. Schließlich wollen wir Eltern sein, die ihre Versprechen halten und viele Versprechen auf einmal einzulösen, fühlt sich wirklich fantastisch an. Gelangweilt haben wir uns in den drei Wochen kein einziges Mal. Wir hatten ausreichend Ideen für Unternehmungen. Vielleicht ist ja auch etwas für euch dabei:

  • Wir starteten mit einem Picknick im Wald auf dem hohen Turm „Langer Otto“ bei Trittau,
  • machten eine Radtour zum Bauernhof Gut Wulksfelde,
  • besuchten das Steinhuder Meer und den Dinopark Münchehagen,
  • fuhren mit der Fähre nach Wilhelmsburg,
  • verbrachten drei Nächte auf dem Elbecamp am Falkensteiner Ufer
  • und zwei Nächte auf Fehmarn und planschten in der Ostsee,
  • wir aßen viel Eis,
  • gingen öfter Essen,
  • machten Wasserschlacht im Garten,
  • lasen den Kindern viel vor,
  • spielten Spiele (z.B. Kubb/ Wikinger Schach im Garten oder am Strand),
  • ließen viel öfter mal Fünfe gerade sein (ist doch Urlaub)
  • und jede Woche besuchten wir jemanden, so hatten die Kinder auch andere Kinder zum Spielen und wir nette Abende mit anderen Erwachsenen.
  • Zwischen den Ausflügen waren wir immer ein oder zwei Tage zu Hause. Das war sehr angenehm. Wir genossen unseren Garten, den Platz und die Rückzugsmöglichkeiten, das Schlafen im eigenen Bett, das viele Spielzeug.

Alle vier waren wir zufrieden und erholt nach unserem Urlaub zu Hause und fühlten uns sehr miteinander verbunden. Der 1. Kitatag fiel den Kindern genauso schwer, wie uns Erwachsenen der 1. Arbeitstag. Wir haben noch viele Ideen, die wir nicht alle geschafft haben,

  • wie Zelten im Garten,
  • Ponyreiten,
  • das Freibad besuchen,
  • in die Boulderhalle gehen,
  • Stockbrot machen,
  • Schatzsuche spielen,
  • Filmabend mit Popcorn,
  • Flohmarktbummel…

Aber das Schöne ist: der Urlaub zu Hause kann zwischendurch immer wieder als Kurzurlaub stattfinden, am Wochenende oder auch mal am Nachmittag, wenn wir nicht so spät zu Hause sind. So können wir das Urlaubsgefühl auffrischen, Energie tanken, Versprechen einlösen und uns als Familie ganz nah fühlen. Und einen ganzen Urlaub zu Hause verbringen, haben wir sicher nicht zum letzten Mal gemacht. Was ich erst als Notlösung empfand, entpuppte sich am Ende als ein Reiseziel mehr, das wir nun als Wunschort mit auf unsere Liste nehmen können. Das ist doch wunderbar.

Ich wünsche euch wundervolle Urlaubstage, wo immer ihr sie verbringen werdet und vielleicht probiert ihr einen unserer Ausflüge oder eine der Ideen selbst aus. Ich freue mich, wenn auch ihr mir eure Ideen für zu Hause und für schöne Ziele in der Umgebung nennt. Lasst es euch gut gehen und öfter mal Fünfe gerade sein lassen, egal ob gerade Urlaub ist oder nicht. Das tut so gut. Die Kinder und eure Nerven werden es auch danken 😉

eure Jessica

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